7. bis 13. Juli 2024 

Erich-Mühsam-Gedenkwoche 2024 in der Hufeisensiedlung: Am Ende tanzte die Treppe!

Zum 90. Todestages des anarchistischen Dichters Erich Mühsam veranstaltete die Anwohner*inneninitiative Hufeisern gegen Rechts
zum 13. Mal eine Würdigung ihres ehemaligen jüdischen Nachbarn in der Woche vom 7. bis 13. Juli.
In drei der vier Veranstaltungen stand der jüdische Dichter im Mittelpunkt.
Die Ehrung begann am Sonntag mit einem Rundgang zu den Wohnorten von sieben ehemaligen Bewohner*innen der Hufeisensiedlung,
die in engem Kontakt zu Mühsam und seiner Frau Zenzl gestanden haben.
Der Rundgang zu den Wohnorten
Ausgangspunkt für die mehr als vierzig Teilnehmer*innen war der Gedenkstein, der neben seinem Wohnort in der Dörchläuchtingstr. 48 an den unbeugsamen Antifaschisten erinnert.
Anschließend ging es in die Paster-Behrens-Straße, wo Zenzl Mühsam einen Teil der Werke ihres Mannes bei der kommunistischen Widerstandskämpferin
Ilse Raichle vor den Nazis versteckt hat, bevor es ihr gelang, diese ins Ausland zu retten.
In derselben Straße wurde einige Häuser weiter über den anarchistischen Verleger, Buchhändler und Leiter des Kabaretts Die Wespen Leon Hirsch informiert,
Auch noch Rundgang zu den Wohnorten
der einige Werke von Mühsam verlegt hat und ihm nach 1926 immer wieder Auftritte in seinem Kabarett verschafft hat.
In der benachbarten Onkel-Bräsig-Str. wurden zwei Wohnorte besucht, an denen über Mühsams Beziehungen zu Heinrich Vogeler und Familie Kubicki informiert wurde.
Schließlich endete der ca. zweistündigen Rundgang mit einem Halt vor dem Haus Nr. 26 in der Fritz-Reuter-Allee,
in dem Eleonore Rosenthal und ihre Tochter Elisabeth bis 1934 gelebt haben.
Hier hatte Zenzl nach der Verhaftung ihres Mannes Trost gesucht und gefunden.
Am Mittwoch, dem 10. Juli, fanden sich vor dem Gedenkstein ca. 30 Personen ein, die dem Bericht von Henry Marx, Mithäftling im KZ Oranienburg,
über Mühsams Ermordung folgten und im Anschluss daran über den Kampf zum Erhalt des kleinen Gedenkortes in der Zeit des „Kalten Krieges” informiert wurden.
Die Veranstaltung endete mit einer Blumenniederlegung.
Die Stolpersteine für Milly Witkop und Rudolf Rocker
Bei sturzflutartigem Regen standen am Freitag die engen persönlichen und politischen Freunde der Mühsams im Zentrum des Nachmittags.
Für die jüdische Anarchofeminstin Milly Witkop und dem Anarchosyndikalisten Rudolf Rocker wurden zwei Stolpersteine verlegt.
Trotz des Unwetters waren über 40 Personen erschienen, die mit Fahnen, Blumen und Bildern der Verlegung einen würdigen Rahmen verliehen.
Den Abschluss und Höhepunkt der Woche bildete die Kundgebung am Samstagabend auf der Hufeisentreppe.
Mehr als vierhundert Freundinnen und Freunde verwandelten den ehrwürdigen Platz in ein großes Fest, in dessen Mittelpunkt der Auftritt
von zwei Mitgliedern der ehemaligen Anarcho-Band Ton Steine Scherben stand, musikalisch verstärkt durch die Gitarristin und Sängerin Birte Volta, mit Liedern ihrer früheren Band.
Zuschauer auf der Hufeisentreppe
In der einleitenden Rede machte ein Mitglied von Hufeisern gegen Rechts auf die bedrohliche politische Entwicklung aufmerksam, die mit dem Vordringen
rassistischer und nationalistischer Anschauungen ihren Ausdruck findet und sich in dem erschreckend wachsenden Einfluss der AfD manifestiert.
Unter großem Beifall forderte es zur Unterstützung der AfD-Verbotskampagne auf, um dem gespenstischen Prozess ein Stoppschild zu setzen.
Die Band
Hufeisern gegen Rechts dankt allen Unterstützer*innen, die zum Gelingen der Gedenkwoche beigetragen haben.
Die rege Teilnahme, der große Zuspruch sowie die zahlreichen Spenden geben uns Mut,
unsere Aktivitäten im Sinne Erich Mühsams und seinen Freund*innen fortzusetzen
und weiter mit den Anwohner*innen unserer Siedlung für ein tolerantes und friedliches Miteinander einzutreten.

Zum Programmheft der Veranstaltungsreihe

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